Verschiedene kommerzielle Detox-Diäten versprechen uns eine Reinigung des Körpers, indem durch bestimmte Nahrungsmittel (meistens Fruchtsäfte) schädliche Toxine eliminiert werden sollen. Diese Reinigung soll die Gesundheit fördern und vorherige Leiden besiegen. Doch kann das funktionieren? Und was sagt die Wissenschaft dazu? Erfahre mehr in diesem Blogartikel!
Die Reinigung des Körpers
Egal ob Reinigungs-Diät, Detox oder Entschlackungs-Kur: alle Konzepte versprechen uns eine Reinigung des Körpers von Altlasten. Möchte man sich jedoch mehr mit diesen Kuren und Strategien beschäftigen, so findet man leider nur selten Informationen über die Funktionsweise und die Wirkstoffe.
Klar ist nur: die neue Entgiftungs-Strategie soll uns von schädlichen Substanzen, sogenannten Toxinen, befreien. Dabei konzentrieren sich einige Diäten nur auf bestimmte Organe, und andere versprechen die Erneuerung des ganzen Körpers. In der Regel sind die meisten Entgiftungs-Kuren sehr restriktiv. Sie beschränken die Nahrungsaufnahme auf bestimmt Frucht- und Gemüsesäfte oder Wasser.
Enthält mein Körper überhaupt Toxine?
Laut Definition sind Toxine Substanzen, die von Pflanzen und Tieren erzeugt werden und der menschlichen Gesundheit schaden. Aber auch einige Medikamente enthalten Toxine, da sie in kleinen Dosen für den Körper sogar nützlich sein können („Jede Substanz ist giftig. Es kommt nur auf die Dosis an.“). Aber auch künstlich erzeugte Gifte, die zum Beispiel durch Luftverschmutzung entstehen, können für den Menschen schädlich sein, und somit als Toxine bezeichnet werden.
Detox-Diäten sehen alle Gifte als Toxine an, die sich über den Lauf der Zeit im Körper ansammeln. Mit Hilfe der Detox-Diät sollen diese Gifte ausgeführt werden, um Krankheitsbilder zu heilen und weitere gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Zu diesen Toxinen zählen zum Beispiel Schwermetalle, Schadstoffe aus der Luft, Pestizide, Konservierungsstoffe, Lebensmittelzusatzstoffe wie zum Beispiel Farbstoffe und künstliche Süßstoffe und synthetische Chemikalien.
Was sagt die Wissenschaft dazu? Wie viele Toxine enthält unser Körper?
Wie viele Toxine enthält mein Körper wirklich?
Um dies herauszufinden, müssen die sogenannten Toxine im Kontext beurteilt werden. Alle Lebewesen unterscheiden sich. So kann für jedes Lebewesen eine Substanz natürlich oder toxisch sein. Kakao kann zum Beispiel von Menschen problemlos gegessen werden. Für Hunde kann der hohe Theobromingehalt in Schokolade jedoch tödliche sein. Konjungierte Linolsäure (CLA) führt bei Mäusen zu einer Fettleber – bei Menschen nicht.
Des Weiteren muss die Dosis der toxischen Substanzen berücksichtigt werden. Denn sogar Substanzen, die unser Überleben sichern, können für uns tödlich sein. Wenn wir zum Beispiel zu viel Wasser über einen sehr kurzen Zeitraum trinken, sinkt die Konzentration der Elektrolyten. Diese werden jedoch benötigt, damit unsere Muskeln funktionieren, wie z.B. unser Herz.
Aber auch Elektrolyte können in zu hohen Dosen schädlich für uns sein. Nehmen wir zum Beispiel Kalium über unsere Nahrung auf, dann wird es verdaut und fördert unsere Gesundheit. Nehmen wir jedoch 1 Gramm reines Kalium auf einen leeren Magen ein, so kann uns Kalium sehr starke gesundheitliche Schäden zufügen.
„Aber es gibt auch Substanzen, die sich ausschließlich negativ auf meine Gesundheit auswirken, oder? Zum Beispiel Tabak oder Alkohol.“
Für Tabak stimmt diese Aussage. Aber selbst Alkohol kann sich positiv für uns auswirken. Natürlich führt auch ein exzessiver Konsum von Alkohol zu gesundheitlichen Schäden, wie Leberzirrhose und Krebserkrankungen, aber kleine Mengen können auch Vorteile bringen, wie zum Beispiel Schutz vor koronaren Herzerkrankungen.
Aber tatsächlich gibt es auch Stoffe, die in unserem Körper nichts zu suchen haben und sich im Körpergewebe ansammeln können und zu ernsthaften gesundheitlich Schäden führen. Zu diesen Stoffen gehören vor allem Schwermetalle. Quecksilber, das zum Beispiel in Fisch enthalten ist, hat im menschlichen Körper eine Halbwertszeit von 50 Tagen. Wird also zu viel Quecksilber aufgenommen, sammeln sich große Mengen Quecksilber an und können zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen.
Auch Pestizide können zu gesundheitlichen Schäden führen. Studien stellen immer wieder fest, dass Pestizidrückstände auch bei uns auf dem Teller landen. Diese lassen sich jedoch durch abwaschen, schälen und kochen reduzieren, sodass sie nicht mehr in einer für uns toxischen Menge aufgenommen werden.
Braucht mein Körper nun eine Reinigung, oder nicht?
Selbst wenn wir hochtoxische Substanzen im Körper hätten, würde eine Reinigung, wie sie uns bei Detox-Diäten versprochen wird, nichts bringen. Solltest Du hochtoxische Substanzen aufgenommen haben, solltest Du lieber dringend einen Arzt aufsuchen.
Auch chronische Toxizität (der Körper enthält aus verschiedenen Gründen dauerhaft zu viele Toxine) lässt sich nicht mit exotischen Fruchtsäften bekämpfen. Im Gegenteil sogar: für die Entgiftung des Körpers muss den Organen genug Energie zur Verfügung stehen. Ein ausgehungerter und schwacher Körper, der sich nur von Superfoodsäften ernährt, kann sogar Schwierigkeiten bei der Entgiftung bekommen. Unser Leber, Niere und Lunge arbeiten rund um die Uhr, um giftige Stoffe aus unserem Körper zu entfernen. Fehlt es Ihnen an Energie, können auch sie nicht vernünftig arbeiten.
Um den Körper bei dem Prozess zu unterstützen, sollten wir auf eine gesunde Ernährung achten. Einige Nahrungsmittel können uns nämlich tatsachlich dabei helfen, den Entgiftungsprozess zu beschleunigen. Die Entgiftungssysteme unseres Körpers profitieren zum Beispiel sehr stark von dem Verzehr von Kreuzblütlern wie Brokkoli, die uns wertvolles Sulforaphan liefern, oder dem sehr wirksamen Curcumin aus der Kurkuma-Knolle. Auch Nahrungsergänzungen, wie N-Acetylcystein und Mariendistel unterstützen unsere Lebergesundheit.
Auch Forschungsergebnisse können Detox-Effekt nicht bestätigen
Studien zu Entgiftungskuren und Detox-Strategien sind rar und häufig nicht sehr überzeugend. Die meisten Studien weisen eine sehr kleine Probandengruppe auf oder sind auf subjektive Daten angewiesen.
Im Gegenteil sogar: Eine doppelkontrollierte Studie, die die sehr populäre Master Cleanse Detox Kur untersuchte, konnte bei Frauen, die die Kur durchführten keine Verbesserung von Gesundheit und Körperfettanteil im Vergleich zu Frauen, die nur ihre Kalorienzufuhr im gleichen Maße reduzierten, feststellen. Beide Gruppen aßen nur 400 kcal am Tag. Bei beiden Gruppen konnten die Forscher eine Gewichtsreduzierung, eine Verbesserung der Blutfettwerte und der Insulinresistenz feststellen – dies kam jedoch nicht durch die Kur, sondern nur durch die Reduzierung der Gesamtkalorien.
Fazit
Wie Du siehst, kannst Du Dir das Geld für teure Detox-Kuren sparen. Achte stattdessen lieber auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Was sind Deine Erfahrungen mit Detox-Kuren? Schreibe gern Deine Meinung unten in die Kommentare!
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