Schlaf ist für uns essenziell und kann neben Ernährung und Bewegung als dritte Säule für unsere Gesundheit gesehen werden. Richtige Schlafgewohnheiten tragen dazu bei, dass biologische Prozesse vernünftig funktionieren. Schlechter Schlaf führt hingegen zu suboptimalen oder gar fehlerhaften Prozessen.
In diesem Artikel möchten wir darauf eingehen, wie Schlaf uns und unsere Gesundheit beeinflusst.
Fettstoffwechsel und Adipositas
Epidemiologische Forschung
Bereits in mehreren Studien wurde der Zusammenhang zwischen Schlaf und dem Körperfett untersucht. Dabei scheint es einige inverse Korrelationen zu geben (weniger Schlaf pro Nacht steht mit mehr Körperfett in Verbindung). Die Studien stellten fest, dass Schlafmangel oder Schlafstörungen über 5 Jahre zu einem signifikantem Anstiegt der Körperfettmasse führen.
Schlafentzug
Während einer Kalorienrestriktion (dem Körper werden absichtlich weniger Kalorien als nötig zugeführt, um den Körperfettanteil zu reduzieren), scheint eine Reduktion des Schlafes um 3 Stunden zu einem unvorteilhaften „Nähstoffverteilungseffekt“ zu führen. So sorgt die Kalorienrestriktion nicht für eine Reduktion des Körperfettes, sondern für eine Reduzierung der fettarmen Körpermasse.
Zudem scheint der Schlafentzug den Hunger während einer Diät zu verstärken. Forscher konnten bei gesunden Frauen feststellen, dass diese bei Schlafentzug die Energiezufuhr um 20% erhöhten. Dies führte zu einer Gewichtszunahme von 0,4 kg nach bereits 4 Tagen.
Des Weiteren wurde festgestellt, dass Schlafmangel den Leptin-Spiegel (ein Hormon, dass unser Hungergefühl beeinflusst) um 29% erhöht.
Schlaf und unsere kognitive Leistung
Schlafentzug erzeugt ein ähnliches neurales Schlafwellenmuster, welches auch bei Depressionen vorgefunden wird. So scheint es einen Zusammenhang zwischen unserem Schlaf und unserem Wohlbefinden zu geben. Schlaf führt zudem zu einer Reduktion höhere kognitiver Leistungen, wie z.B. das Lösen von Problemen.
Insulinsensitivität
Die Insulinsensitivität beschreibt, wie sensibel bestimmte Organe (besonders Leber, Muskel- und Fettgewebe) auf Insulin reagieren. Eine Person mit hoher Insulinsensitivität benötigt weniger Insulin, als eine Person mit niedriger Insulinsensitivität, um eine bestimmte Reaktion hervorzurufen.
Epidemiologische Forschung
Es besteht ein Zusammenhang zwischen unregelmäßigen Schlafmustern (Schlafstörungen) und dem metabolischem Syndrom (eine Kombination aus mehreren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. Bauchfett, Bluthochdruck, erhöhter Blutzuckerwert). Wenig Schlaf, oder Schlafstörungen, können zu Insulinresistenz, Hypertonie (Bluthochdruck) und Fettleibigkeit führen. Neben der Insulinresistenz ist bei Personen mit einem schlechten Schlafverhalten auch ein erhöhtes Auftreten von Diabetes zu beobachten. Diese Ergebnisse wurde jedoch nicht nur bei Personen mit zu wenig Schlaf festgestellt (5 – 6 Stunden Schlaf), sondern auch bei Personen, die zu viel schlafen (8 – 9 Stunden Schlaf).
Insulinresistenz
Schlafentzug kann bei jungen Erwachsenen, deren Schlaf um bis zu 60% reduziert wurde (mindestens um 90 Minuten), die Insuffizienz von Insulinsignalen in isolierten Adipozyten beeinträchtigen. Somit steigt das Risiko bei gesunde Erwachsene mit einer maximalen Schlafzeit von 4 Stunden für eine Insulinresistenz.
Androgene
Eine Studie, die den Chronotypen mit Hilfe der Morningness-Skale bei Probanden bestimmte (Ist die Person eher ein Morgentyp oder Abendtyp?), stellte fest, dass unser Chronotyp eher mit dem Testosteronspiegel im Blut zusammenhängt, als mit unserer Schlafzeit. Dabei stellte sich heraus, dass Abendtypen einen höheren Testosteronspiegel hatten, als Morgentypen.
Des Weiteren stellten Forscher fest, dass die Schlafzeit bei älteren Männern den Testosteronspiegel stark beeinflusst. Sie konnten feststellen, dass die Abnahme des Testosterons im Alter mit unregelmäßigen Schlafmustern zusammenhängt.
Eine weitere Studie, testete die Auswirkung von Schlafmangel auf den Testosteronspiegel bei jungen Männern. Die Probanden, die routinemäßig 8 Stunden pro Nacht schliefen, wurden über 5 Tage die Schlafzeit um 3 Stunden gekürzt. Die Forscher stellten fest, dass der Testosteronspiegel im Schnitt um 10,4% sank. In einer weiteren kleinen Studie wurde sogar eine Abnahme des Testosterons von 30,4% festgestellt, sowie eine Abnahme des aktiven Metabolits DHT um 26,4% und des männlichen Sexualhormons Androstendion um 32,6%.
Cortisol
Cortisol ist ein Hormon, dass den Prozess des Aufwachens einleitet. Morgens steigt der Spiegel des Hormons bis wir aufwachen. Über den Tag hinweg fällt er wieder, sodass wir abends im Normalfall schlafen gehen können. Ist der Cortisolspiegel auf Grund von Stress oder ähnlichem dauerhaft hoch, führt dies zu Schlafstörungen, Bluthochdruck und einem geschwächten Immunsystem.
Einige Studien konnten feststellen, dass bereits eine Nacht Schlafentzug den Cortisolspiegel signifikant ansteigen lässt. Dies sorgt dafür, dass auch am Folgeabend des Schlafentzugs viel Cortisol vorhanden ist und somit wieder für schlechten Schlaf sorgt. Da erneut schlechter Schlaf in der Folgenacht wieder einen erhöhten Cortisolspiegel auslöst, kann es hier zu einem Teufelskreis kommen, der dann nur noch schwer zu durchbrechen ist.
Schilddrüsenhormone
Studien haben herausgefunden, dass Schlafentzug bei gesunden Frauen die Schilddrüsenhormone T3 (19%), T4 (10%) und den TSH-Wert erhöht.
Wachstumshormone
Wichtige Impulse der Wachstumshormone treten kurz nach dem Einschlafen auf. Dabei sind höhere Hormonspiegel bei jüngeren Menschen als bei älteren Menschen festzustellen. Besonders bei Frauen werden die Wachstumshormone durch Östrogene positiv beeinflusst.
In Studien wurde festgestellt, dass Schlafmangel zu einem Rückgang der Wachstumshormone im Serum führt. Zwar steigt die Produktion der Hormone tagsüber deutlich an, doch die erhöhte Produktion reicht nicht aus, um den Defizit der Nacht auszugleichen.
Fazit
Alle aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass Schlaf sich auf viele Bereiche unserer Gesundheit auswirkt. Wir sollten also darauf achten, dass wir genügend erholsamen Schlaf erhalten. Wie sind Deine Erfahrungen? Hast Du Tipps für einen besseren Schlaf? Schreib sie gerne unten in die Kommentare!
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