Nutrition Facts

by MIND FAVOUR

Fettlösliche Vitamine

Vitamin A ist Bestandteil des Sehpigments Rhodopsin und ist ein Schutzstoff für das gesamte Ektoderm. Es ist als Coenzym bei der Synthese von Glycoproteinen beteiligt, welche eine Voraussetzung für die Integrität epithelialer Gewebe (Haut, Schleimhäute des Respirations-, Digestions- und Urogenitaltraktes, Cornea des Auges) darstellt. Die Mitwirkung von Vitamin A beim Proteinstoffwechsel gilt als sicher, da sowohl proteinreiche Ernährung als auch Zustände erhöhten Proteinbedarfs (Schwangerschaft, Krankheiten, Stress) zu Vitamin-A-Mangel führen. ß-Carotin und Vitamin A sind wirksame Antioxidantien, die freie Radikale abfangen und so die Zellen vor Oxidation schützen (Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, Stärkung der körpereigenen Abwehr, Schutz vor Krebs). ß-Carotin ist die Vorstufe von Vitamin A und, im Gegensatz zu diesem, auch in Megadosen nichttoxisch. Überdosierungen von Vitamin A kündigen sich in der Regel mit Kopfschmerzen und Übelkeit an, die toxischen Dosen sind individuell jedoch sehr unterschiedlich, genau wie die toxischen Wirkungen, die sich durch Vitamin-C-Gaben aufheben lassen.

Die ersten Symptome des Vitamin-A-Mangels betreffen Störungen des Nacht- und Dämmerungssehens, im weiteren Verlauf erfolgt ein Ausfall der Epithelschutzfunktion, der sich in Keratinisierung der Comea, der Haut- und Schleimhäute äußert, wodurch die Anfälligkeit gegen Mikroorganismen steigt.

Bedarf:

Im Normalfall 10.000 – 25.000 I.E. Vitamin A ( 5.000 I.E. RDA) bp. 15 mg ß-Carotin / Tag ( 1 I.E. = 0,3 Mikrogramm Vit.A oder 0,6 Mikrogramm ß-Carotin).

Indikatoren:

  • Zellschutz, Krebsprophylaxe: Durch die antioxidative Wirkung werden freie Radikale abgefangen. Freie Radikale (siehe auch Teil A.2.1 „Vitamine“) können u.a. die Erbsubstanz verändern. Durch ein fehlgeleitetes Zellteilungsprogramm entstehen bösartige Tumoren (Karzinome), die durch Verschleppung von Tumorzellen auf dem Blut- oder Lymphweg zur Bildung von Tochtergeschwulsten (Metastasen) neigen.
  • Krebstherapie: Krebspatienten weisen einen extrem niedrigen Vitamin-A-Spiegel auf. Da Vitamin A (ß-Carotin) in hohen Dosen zytostatische Wirkung besitzt, dient es zusätzlich zur Unterstützung der Strahlentherapie (teilweise bis zu 3 Mio. I.E. täglich über mehrere Monate)
  • Akne: eine zusammenfassende Bezeichnung der mit Knötchen- und Pustelbildung einhergehenden Erkrankungen bzw. Entzündungen der Talgdrüsen. 30.000 – 100.000 I.E. täglich, evtl. in Kombination mit Zinkoxid, über 10 – 12 Wochen.
  • Keratosis follicularis: Eine Verhornungsstörung der Haut, mit aus den Haarfollikelmündungen herausragenden Hornpfröpfchen. Diese Hautkrankheit lässt sich mit 100.000 I.E. Vitamin A in Kombination mit Vitamin E (1.600 I.E.) behandeln. Auch andere, sogar erbliche Hautkrankheiten, wie die Ichthyosis, sprechen gut auf Vitamin A an.
  • Erkältung: wenn sie auf akuten Vitamin-A-Mangel zurückzuführen ist (Bei starker Sonneneinstrahlung am Meer oder im Schnee, durch Reflexion der Strahlung, wird besonders viel Rhodopsin verbraucht und der entstehende Vitamin-A-Mangel macht die Schleimhäute anfällig für Keime.
  • Epithelschutz: Da die normale Struktur der epithelialen Gewebe (Haut, Schleimhäute) Vitamin-A-abhängig ist, ist sein Einsatz u.a. auch erfolgreich bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Bronchien, der Lunge, bei Verbrennungen und Traumata aller Art, bei Allergien zur Regeneration von Haut und Schleimhäuten, bei Lebererkrankungen (z.B. bei Alkoholismus, Medikamentenabusus, Drogensucht) zur Regeneration des Leberparenchyms und bei der Arterioskleroseprophylaxe zum Schutz der Endothelien, denn in intakten Blutgefäßwänden können sich keine arteriosklerotische Plaques bilden (Trilycerid-, Cholesterin-, Calciumablagerungen). Darüber hinaus bedeutet Epithelschutz auch Schutz vor Infektionen.
  • Infektionsabwehr: Hochdosierte Vitamin A bzw. ß-Carotin bewirkt eine Immunstimulation durch die Beeinflussung der Makrophagen- und Lymphozytenfunktion.
  • Schwangerschaft: In den ersten drei Monaten nicht mehr als 8.000 I.E., da eine teratogene Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann, dann 25.000 I.E., während des Stillens 50.000 I.E.
  • Nachtblindheit

Kontraindikationen:

beginnende rheumatische Beschwerden bzw. bestehende Arthrosen. Hohe Vitamin-A-Dosen können diese Gelenkerkrankung induzieren.

Die beiden wichtigsten Vertreter der D-Vitamine sind das Vitamin D2 (Ergocalciferol) und das Vitamin D3 (Cholecalciferol). Vitamin D2 entsteht durch UV-Bestrahlung aus dem pflanzlichen Ergosterin. Vitamin D3 ist natürlicher Bestandteil tierischer Gewebe und wird durch Sonnenlichtbestrahlung in der Haut aus 7-Dehydrocholesterin gebildet. Als Supplement kommt daher nur Vitamin D3 in Frage. Da Cholesterin von Mensch und Säugetier synthetisiert werden kann, kann ein Vitamin-D-Mangel nur die Folge mangelnder Sonnenbestrahlung sein (typische Folgeerkrankung Rachitis) oder einer Störung der Umwandlung des Provitamins in das Vitamin.

Vitamin D ist nur für Wirbeltiere essentiell. Es fördert die intestinale Resorption von Calcium und Phosphat, und durch die sich daraus ergebende Erhöhung der Plasmawerte werden Knochenwachstum und Verknöcherung unterstützt.

Bedarf:

Im Normalfall 400 I.E. /Tag ( 1 I.E.=0.025 Mikrogramm Vitamin D3).

Indikationen:

  • Rachitis: Bei Verminderung der Calciumresorption aus dem Darm wird durch Gegenregulation der Nebenschilddrüse eine Kalkmobilisation aus dem Skelett bewirkt, wodurch Skelettdeformationen zustande kommen. Zusätzliche Vitamin-D3-Gaben sind zur Prophylaxe bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen mit ungenügender Sonnenbestrahlung und während der Schwangerschaft zu empfehlen.
  • Rheumatische Erkrankungen: Bei primär degenerativen (Arthrose) und primär entzündlichen (Arthritis) Gelenkerkrankungen zur Unterstützung der kompensatorischen subchondralen Knochenbildung. 500 I. E. täglich in Verbindung mit jeweils 4 g Vitamin C und 1 g Calcium.

Vitamin E ist die zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene Tocopherole, die in vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommen und durch ihre Wirkung als Antioxidantien gekennzeichnet sind. Am wirkungsstärksten ist das Alpha-Tocopherol. Es schützt ungesättigte Fettsäuren vor der Oxidation zu Peroxiden, verschiedene Vitamine (z.B. Vitamin A), Enzyme und Hormone vor der Einwirkung von Oxidationsmitteln sowie Zellen und Gewebe vor dem Angriff freier Radikale, indem es die Phospholipide der Biomembranen vor Peroxidation schützt. Der Einfluss von Vitamin E auf die Thrombozyten äußert sich in einer Hemmung der Plättchenaggregation. Vitamin E scheint auch, zusammen mit Selen, die Antikörperproduktion zu stimulieren.

Bedarf:

Im Normalfall 200 – 400 I.E. (1 I.E. = 1 mg Alpha- Tocopherol), bei arteriellen Verschlusskrankheiten bis zu 1 200 I.E. / Tag.

Indikationen:

  • Herz-Kreislauferkrankungen: Aufgrund der antithrombotischen und thrombolytischen Wirkung geeignet für Prophylaxe und Therapie. Zum Beispiel bei Angina pectoris (akute Coronarinsuffizienz mit plötzlich einsetzenden Schmerzen im Brustkorb, die durch ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf entsteht, eine Folge arteriosklerotisch veränderter Gefäße) korreliert ein hoher Vitamin E-Plasmaspiegel mit einem niedrigen Erkrankungsrisiko. Zusätzlich wird durch das Abfangen freier Radikale die Beschädigung der Endothelien, und damit die Ablagerungen in den Gefäßwänden (Arteriosklerose), verhindert. Ähnliches gilt für Vitamin C und ß-Carotin.
  • Aktivierte Arthrose (zu der primär degenerativen Gelenkerkrankung ist noch eine entzündliche Komponente hinzugekommen, fortgeschrittenes Arthrosestadium) und Arthritis: Vitamin E fängt freie Saueistoffradikale ab, die die Leukozyten in rheumatischen Gelenken vermehrt bilden. Es schützt die Zellmembranen, indem es sich, aufgrund seiner fettlöslichen Eigenschaften, in sie einlagert.
  • Muskel- und Bindegewebserkrankungen: z.B. Muskeldystrophie (chronisch-degenerative Erkrankung, die primär die Skelettmuskulatur befällt), Dupuytrensche Kontraktur (Atrophie des Bindegewebes der Handinnenflächen) werden günstig beeinflusst.
  • Schutz vor Umweltgiften, Zellschutz: Aufgrund seiner antioxidativen Wirkung bietet Vitamin E Schutz vor Schadstoffen in Luft, Nahrungs- und Genussmitteln, die oft Ursachen für vorzeitiges Altern und für Krebs sind, da sie vermehrt freie Radikale produzieren.
  • Infektabwehr: Bei einer mäßig erhöhten Zufuhr von Vitamin E und Selen steigt die Produktion der Antikörper.
  • Schwermetallintoxikationen: speziell bei Blei- und Quecksilbervergiftungen.
  • Dysmenorrhoe (Menstruationsbeschwerden)
  • Menopausebeschwerden (Beschwerden in den Wechseljahren)
  • Nächtliche Beinkrämpfe: bessern sich bei Verabreichung von Vitamin E in Verbindung mit Calcium und Magnesium.
  • Vermeidung von Keloidbildung. Durch topische Anwendung bei Verbrennungen und nach Hautschnitten kann die Bildung von Wulstnarben verhindert werden.

Diabetes mellitus: Eine Störung des Kohlenhydratestoffwechsels, entweder durch Insulinmangel oder durch verminderte Insulinwirkung. Die Krankheit geht einher mit hohen Blutfettwerten, die wiederum die Entstehung von Arteriosklerose begünstigen, und mit neurologischen Symptomen. Die Behandlung mit Insulin ist auch ein Beispiel für orthomolekulare Therapie, da Insulin ein körpereigener Stoff ist. Vitamin E senkt den Insulinbedarf (300 – 800I.E.)

Vitamin K liegt in grünen Pflanzen als Phyllochinon vor, in Bakterien und tierischen Lebewesen als Menachinon. Als solches wird es auch in ausreichendem Maße von den Darmbakterien erzeugt. Vitamin K ist notwendig für die Synthese von Prothrombin und anderen Blutgerinnungsfaktoren.

Indikationen:

  • Schwangerschaft: in den letzten Wochen und besonders bei Einsetzen der Wehen.
  • Monatelange Antibiotikabehandlung: Durch Zerstörung der Darmflora können Vitamin-K-Gaben angezeigt werden.

Wasserlösliche Vitamine

Ascorbinsäure wird von höheren Pflanzen und Tieren aus D-Glucose synthetisiert. Die Primaten (Menschen, Menschenaffen), Meerschweinchen, Elefanten sowie einige Vogelarten sind jedoch nicht zur Ascorbinsäuresynthese fähig, da ihnen ein wichtiges Enzym (L-Gulonolacton-Oxidase) fehlt. Bei den Säugetieren wird Ascorbinsäure in der Leber, bei Vögeln, Reptilien und Amphibien in der Niere produziert. Vitamin C besitzt stark reduzierende Wirkung und stellt somit als Antioxidans einen wirksamen Radikalfänger dar, ist aber sehr empfindlich gegenüber Luftsauerstoff und Erwärmung. Es hat als Coenzym eine Schlüsselstellung bei der Biosynthese des Kollagens, daher bestehen die Symptome des Skorbuts in Störungen des Kollagenstoffwechsels (rissige Haut, Blutungsneigung, Veränderungen im Knochenaufbau, Zahnausfall). Ascorbinsäure übt eine Schutzwirkung auf viele Vitamine aus, es fördert die Eisenresorption im Dünndarm und ist an vielen Dioxygenase- (z.B. Kollagensynthese) und Hydroxylierungsreaktionen (z.B. Bildung von Glucocorticoiden in der Nebennierenrinde) beteiligt. Es stärkt das Immunsystem gegen bakterielle und virale Infekte, indem es die Produktion von Antikörpern und die körpereigene Interferonsynthese (Interferone sind Glycoproteine, die zytostatische Eigenschaften besitzen und den körpereigenen Zellen Schutz vor Viren bieten) ankurbelt und die Funktion der Lymphozyten beeinflusst (Linus Paulings Vitaminprogramm).

Bedarf:

Im Normalfall 4 – 12 g = 1 –  3 Teelöffel (75 mg RDA), der Bedarf richtet sich nach der Grenze der Darmtoleranz, d.h. die individuelle Dosis liegt knapp unterhalb der Menge, die eine laxierende Wirkung ausübt (Cathcart 1984). Im Spezialfall werden bis 200 g / Tag je nach Darmverträglichkeit, verteilt auf mehrere Dosen, verabreicht. Bei schweren Krankheiten steigt automatisch die Grenze der Darmtoleranz.

Indikationen:

  • Skorbut
  • Wundheilung: Durch die Beteiligung des Vitamin C an der Kollagensynthese ist eine schnellere Wundheilung nach Verbrennungen, Verletzungen, Operationen, aber auch bei Hauterkrankungen (Dermatosen) durch Gaben hoher Ascorbinsäuredosen (25 – 150 g / Tag) zu beobachten.
  • Infektabwehr: Durch den Einfluss auf Antikörperproduktion, körpereigene Interferon- und Cortisonsynthese und die Aktivität der Lymphozyten eignet sich Vitamin C nicht nur zur Behandlung und Prophylaxe von Erkältung und Grippe. Fast alle bakteriellen und viralen Infekte, selbst schwerste Virus-infektionen wie Hepatitis und Pneumonie, lassen sich durch Vitamin C positiv beeinflussen.
  • Vergiftungen: Durch Hydroxylierung werden Giftstoffe wie Schwermetalle, Pharmaka, Nikotin etc. gebunden und ausgeschieden. Dadurch sind auch die Erfolge bei der Behandlung Drogensüchtiger zu erklären.
  • Zellschutz; Krebsprophylaxe: Als Antioxidans fängt Vitamin C freie Radikale ab.
  • Krebstherapie: Metastasierung kann durch hohe Vitamin C Dosen verhindert werden.
  • Arthrose (primär degenerative Erkrankung des hyalinen Gelenkknorpels) und Arthritis (primär entzündliche Erkrankung der Gelenkkapsel, die im weiteren Verlauf die Zerstörung des Gelenkknorpels zur Folge hat: Durch den Einfluss auf die Kollagensynthese, Knorpel enthält 70 – 80 % Kollagen, kann Arthrose im Anfangsstadium durch hohe Ascorbinsäuredosen positiv beeinflusst werden. Auch bei der Behandlung der Arthritis werden Vitamin-C-Megadosen (10 – 25 g / Tag) erfolgreich angewendet (im fortgeschritteneren Stadium der Gelenkerkrankungen Vitamin C Behandlung in Verbindung mit Calcium und Vitamin D3, siehe unter ,,Calciferol”).
  • Sedierung: Vitamin C besitzt eine angstlösende und beruhigende Wirkung.
  • Herz-, Kreislauferkrankungen und Arterioskleroseprophylaxe: Ein hoher Plasmaspiegel setzt das Risiko zu erkranken herab, weil Vitamin C einerseits die Endothelien vor dem Angriff freier Radikale schützt und andererseits die HDL (High Density Lipoproteins) im Blut erhöht, die das Cholesterin aus dem Blut zur Leber transportieren, wo es abgebaut wird, so dass eine Ablagerung in den Arterienwänden verhindert wird.
  • Allergien: Histamin, das biogene Amin der Aminosäure Histidin, wird bei Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff (Allergen) und dem Antikörper aus speziellen Zellen an das Gewebe abgegeben und ist dort für die Symptome der Allergien, wie Asthma, Hautrötung, -jucken, anaphylaktischer Schock (Allergieschock), verantwortlich. Durch Hydroxylierung wird das Histamin von der Ascorbinsäure eliminiert.

Vitamin B1 ist als Coenzym an vielen Reaktionen im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel beteiligt, z.B. an der Entstehung von Acetylcholin, einem Neurotransmitter im vegetativen Nervensystem und an den neuromuskulären Synapsen. So sind die neurologischen Ausfallerkrankungen bei Vitamin B1-Mangel zu erklären (z.B. Beriberi).

Bedarf:

Im Normalfall 1,5 – 5 mg / Tag

Indikationen:

  • Beriberi: Typische Vitamin B1-Mangelkrankheit, besonders in ostasiatischen Ländern, bei der es zu Nervenentzündungen und -lähmungen sowie zu Herzinsuffizienz kommt.
  • Neuropathien (Erkrankungen der Nerven)
  • Neuralgien (anfallweise auftretende Nervenschmerzen ohne entzündliche Veränderungen)
  • Depressionen (seelische Verstimmung, Niedergeschlagenheit)
  • Alkoholpolyneuritis: bei chronischem Alkoholismus auftretender, durch verminderte Resorption bedingter Vitamin B1- und meist auch B2-Mangel, der sich in motorischen und sensiblen Lähmungen äußert. Die täglichen Vitamin B1-Gaben sollten bei 20 – 30 mg liegen.
  • Multiple Sklerose (Degeneration der Myelinscheiden der Nerven): Die Thiamin-Behandlung bringt Erfolge, denn ein Mangel an Vitamin B1 verursacht eine Degeneration der peripheren Nerven.
  • Diabetes mellitus: zur Verhinderung der Diabetes-Neuropathie.

Vitamin B2 wird in Pflanzen und Mikroorganismen gebildet. Es ist Coenzym wichtiger Enzyme in der Atmungskette (Flavoproteine) und kommt daher besonders reichlich in Zellen mit hohem Stoffwechsel vor. Der hohe Riboflavingehalt in der Netzhaut lässt eine Beteiligung am Sehvorgang vermuten. Bei Mangelerscheinungen kommt es an den Schleimhäuten des Mundes und des Verdauungstraktes zu Entzündungen, an der Haut zu Schuppung, Entzündung und Rhagadenbildung und an den Augen zu Entzündungen der Cornea und Linsentrübung.

Bedarf:

Im Normalfall 1,5 – 5 mg / Tag

Indikationen:

  • Dermatosen an Haut und Schleimhäuten, sonst meist in Kombination mit anderen B-Vitaminen oder im Rahmen des B- Komplexes verabreicht

Säugetiere und die Mehrzahl der Pflanzen und Bakterien können Niacin aus der Aminosäure Tryptophan synthetisieren. Niacin ist die zusammenfassende Bezeichnung für Nicotinsäure und Nicotinsäureamid, die als Bestandteile wichtiger Coenzyme (NAD, NADP) in der Atmungskette eine Schlüsselrolle spielen. Das Niacin kann auch in der Form seines Amids (Niacinamid) verabreicht werden, für den Fall der eventuell auftretenden Nebenwirkung, einer Anhebung des Histaminspiegels, der bei disponierten Personen kurzfristig zu Hautrötungen und Kribbeln führen kann. Nicotinsäure wirkt in hohen Dosen (100 – 300 mg / Tag) vasodilatatorisch und es hemmt die Cholesterinthese (0,5 – 1 g / Tag).

Bedarf:

15 – 500 mg je nach Proteingehalt der Nahrung. 75 g Protein liefern, sofern Tryptophan enthalten ist, ca. 15 mg Niacin.

Indikationen:

  • Pellagra: PP = Pellagra Preventing. Die typische Niacin-Mangelkrankheit, obwohl das Krankheitsbild meistens durch multiplen B-Mangel überlagert wird, führt zunächst zu Haut- und Schleimhautveränderungen und im Endstadium zu Debilität (Schwachsinn). Verantwortlich für die Störungen des zentralen Nervensystems ist, dass die Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin von dem gleichen Methylgruppendonator (Adenosylmethionin) abhängig ist, wie die Umwandlung von Nicotinamid in das wasserlösliche Methylnicotinamid, welches über die Nieren ausgeschieden werden kam. Fehlt Nicotinamid, wird vermehrt Adrenalin gebildet, so dass ein Noradrenalinmangel entsteht. Noradrenalin ist ein wichtiger Transmitter im zentralen und vegetativen (sympathischen) Nervensystem. Bietet man Niacin in Megadosen an, wird die Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin blockiert. So zeigt die Niacintherapie auch bei anderen neurologischen Problemen Erfolge (b. – e.).
  • Schizophrenie: Schizophrenie ist eine endogene Psychose mit unbekannter Genese, die eine seelische Spaltung im Sinne des Neben- und Miteinanders von gesunden und krankhaften Empfindungen und Verhaltensweisen beinhaltet. Behandlung mit Megadosen kam Erfolge bringen.
  • Lernstörungen
  • Depressionen
  • Neuralgien
  • periphere Durchblutungsstörungen (Minderdurchblutung v.a. der Extremitäten): Nicotinsäure besitzt in hohen Dosen eine vasodilatatorische, also auch eine blutdrucksenkende Wirkung. Die gefäßerweiternde Wirkung kam sich nur in noch nicht arteriosklerotisch veränderten Gefäßabschnitten entfalten, wo die Gefäßwände noch elastisch sind.
  • Dermatosen an Haut und Schleimhäuten: Heilungschancen durch Förderung der Durchblutung und Aktivierung der Zellatmung.
  • Hyperlipidämie: Durch hohe Niacingaben (nicht Niacinamid) wird eine Senkung der Blutcholesterin- und -triglyceridwerte erreicht und damit das Arterioskleroserisiko vermindert.
  • Alkoholismus: Alkoholiker zeigen Mängel an fast allen B-Vitaminen, welches die neurologischen Ausfälle begünstigt. Die Wirkung des Niacin bzw. Nicotinamid ist jedoch eine spezielle: Alkohol hemmt im Gehirn ein Enzym, welches zu seiner Wirkung Nicotinamid als Coenzym benötigt und das normalerweise den Abbau bestimmter Aldehyde bewirkt. Wird nun dieses Enzym durch Alkohol gehemmt, kommt es zu einer Anhäufung dieser Aldehyde, die zu morphinartigen Alkaloiden weiterreagieren können. Es findet eine Art körpereigene Suchtgiftsynthese statt, die durch Alkohol ausgelöst wurde. Durch Megadosen Nicotinamid (2 – 3 g / Tag) kann der Hemmung des Enzyms entgegengewirkt und die Bildung der endogenen Suchtgifte verhindert werden.
  • Arthritis: 3 X 1 g Niacin + 2 X 2000 I.E. Vitamin D3 + mehrere g Vitamin C täglich.

Kontraindikationen:

Patienten mit hohen Harnsäurespiegeln, da Niacin Harnsäureablagerungen, z.B. in den Gelenken (Gicht), fördern kann.

Pantothensäure wird von Pflanzen und Mikroorganismen synthetisiert und ist am Aufbau von Coenzym A beteiligt, das beim Abbau von Glucose und Fettsäuren im Citratzyklus, aber auch bei der Synthese von Steroidhormonen (z.B. Cortison) eine wichtige Rolle spielt. Durch das weit verbreitete Vorkommen der Pantothensäure in den Nahrungsmitteln und die Bildung des Vitamins durch die intestinale Darmflora kommt es selten zu Mangelerscheinungen.

Bedarf:

Im Normalfall 20 – 50 mg / Tag (8 mg RDA)

Indikationen:

  • Hyperlipidämie: Bei täglichen Gaben von 1 g werden die Cholesterin- und Triglyceridwerte signifikant gesenkt und die der HDL im Blut erhöht.
  • Colitis ulcerosa (eine unspezifische, meist chronisch rezidivierende entzündliche Erkrankung des Darmes): Die Wirkung beruht u.U. auf einer Enzyminduktion, der Stimulation eines Enzyms durch hohe Dosen eines bestimmten Bausteins. Bei dieser Krankheit soll ein Coenzym-A-Mangel vorliegen, bei normaler Pantothensäurekonzentration im Darm. Hohe Dosen des Vitamins scheinen die Coenzym-A-Synthese zu stimulieren. Vielleicht ist die Bildung von Coenzym A bei normalen Pantothensäurekonzentrationen blockiert.
  • Lupus erythematodes: Bezeichnung für eine schwere, prognostisch ungünstige Erkrankung des Gefäßbindegewebes, eine Autoimmunkrankheit mit gegen DNA auftretenden Antikörpern. 10 – 15 g(!) Calciumpantothenat + 1 – 2000 mg Vitamin E. Auch hier ist vielleicht eine Enzyminduktion für den Behandlungserfolg verantwortlich.
  • Alkoholismus: siehe „Niacin“
  • Allergien: Cortison ist ein wichtiges Therapeutikum bei starken allergischen Reaktionen, weil es außer entzündungshemmenden auch gefäßwandstabilisierende Eigenschaften besitzt, wodurch die Wirkungen des Histamins abgeschwächt werden. Pantothensäure ist an der Bildung körpereigenen Cortisons beteiligt.
  • Infektabwehr: Pantothensäure könnte einen Einfluss auf die Antikörperproduktion ausüben. Zumindest im Tierversuch ist bei künstlich erzeugtem Pantothensäuremangel ein Rückgang der Antikörperproduktion zu verzeichnen.

Pyridoxin wird von vielen Mikroorganismen und Pflanzen gebildet. Es kommt als Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin vor, die ineinander überführbar sind und deren gemeinsame Wirkform das Pyridoxal-5-phosphat ist, das in einer ATP-abhängigen Phosphorylierungsreaktion gebildet wird. Dieses ist als Coenzym an der Bildung vieler Enzyme, z.B. im Aminosäurenstoffwechsel, im Stoffwechsel des zentralen Nervensystems, bei der Synthese des Lecithins, das bei der Arterioskleroseprophylaxe eine wichtige Rolle spielt, und bei der Synthese des Häms, dem Teil des roten Blutfarbstoffs, der Eisen komplex bindet, beteiligt. Pyridoxin ist essentiell für die Nucleinsäure- und Proteinbiosynthese sowie die Zellteilung. So ist seine fundamentale Bedeutung für die Funktion des Immunsystems zu erklären.

Bedarf:

Im Normalfall 50 mg, zu Therapiezwecken bis 500 mg / Tag (1,8 mg RDA)

Indikationen:

  • Lernstörungen, Konzentrationsschwäche, Hyperaktivität: Die Ursachen sind unter Umständen durch die verringerte Aktivität der pyridoxalphosphatabhängigen Glutamatdecarboxylase und die herabgesetzte Konzentration der Gamma-Aminobuttersäure im Gehirn erklärt. Die Glutamatdecarboxylase decarboxyliert Glutaminsäure (Glutamat) zu Gamma-Aminobuttersäure, die einen wichtigen inhibitorischen Transmitter im zentralen Nervensystem darstellt. Ein Mangel führt u.a. zu erhöhter Erregbarkeit der Nerven, welches die Hauptursache für Konzentrationsstörungen ist. Therapieerfolge werden mit Dosen bis 500 mg erzielt. Auch bei den folgenden Indikationen könnten Mängel an Gamma-Aminobuttersäure vorliegen.
  • Alpträume und fehlende Traumerinnerung
  • Depressionen
  • Schlafstörungen, Unruhezustände
  • Reise-, Seekrankheit
  • Schwangerschaftserbrechen
  • Demenz (erworbene, auf organische Hirnschädigungen beruhen dauernde Geistesschwäche)
  • Epilepsie und epileptiforme Krampfanfälle bei Säuglingen: Bezeichnung einer Gruppe erblicher, traumatisch bedingter oder auf organischen Schädigungen beruhender Erkrankungen, deren charakteristische Zeichen u.a. cerebrale Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Schaum vor dem Mund sind.
  • Neuritiden (Nervenentzündungen): z.B. beim Carpaltunnelsyndrom, einer Schädigung des Endastes des Nervus medianus im Bereich der Handwurzelknochen, die durch Druckwirkung des pathologisch vermehrten Bindegewebes in dem Bereich zustande kommt.
  • Infektabwehr: Vitamin B6 unterstützt die Funktion des Immunsystems sowohl im Bereich der zellvermittelten als auch im Bereich der humoralen Immunität.
  • Einnahme der Anti-Baby-Pille: Die vermehrte Ausscheidung von Xanthurensäure (eine Ausweichreaktion im Tryptophanstoffwechsel, wenn Pyridoxalphosphat fehlt) deutet auf Pyridoxinmangel bei Einnahme der Pille hin.
  • Anämie (Blutarmut): Wenn die Ursachen in einer Störung der Hämsynthese zu suchen sind, entsteht eine mikrozytäre hypochrome Anämie, bei der die Erythrozyten klein und blass sind. Das gleiche Krankheitsbild ergibt sich bei Eisenmangel und bei Störungen der Eisenresorption.
  • Rheumatoide Erkrankungen (Arthrose und Arthritis): Neben Pyridoxin werden fast alle Vitamine des B-Komplexes eingesetzt.
  • Diabetes mellitus.
  • Alkoholismus: siehe „Niacin”.
  • Hyperlipidämie, Arterioskleroseprophylaxe: Die Lecithinsynthese ist Vitamin-B6-abhängig. Lecithin vermag Blutcholesterin zu binden und so Ablagerungen in den Gefäßwänden zu vermeiden (siehe auch „Cholin“).

Folsäure wird von den meisten Mikroorganismen synthetisiert, auch von einigen Darmbakterienarten. Die biologisch aktive Form der Folsäure ist Tetrahydrofolsäure (= Coenzym F), die durch eine enzymatische Reaktion aus Pteridin, p-Aminobenzoesäure und Glutaminsäureresten entsteht. Die Tetrahydrofolsäure ist bei der enzymatischen Aktivierung von Einkohlenstoffeinheiten (z.B. CH3Gruppen), bei ihrer Umwandlung und Übertragung und somit an zentralen Biosyntheseprozessen beteiligt, z.B. an der Synthese von Purinkörpern und Thymin (Bestandteile der DNA). So ist die fundamentale Rolle für Wachstum und Teilung der Zellen zu erklären.

Bedarf:

Im Normalfall 1 mg, in speziellen Fällen bis 10 mg /Tag (400 Mikrogramm RDA)

Indikationen:

  • Megaloblastische Anämie: Eine Störung der Erythrozytenbildung, bei der weniger, dafür besonders große Erythrozyten entstehen. Wegen ihrer hohen Mitoserate sind die zellulären Elemente des Blutes von einem Folsäuremangel sehr frühzeitig betroffen.
  • Leukopenie, Thrombopenie (Verminderung der Leukozyten- und Thrombozytenzahlen)
  • Sulfonamid-, Antibiotikaeinnahme: Durch Antibiotika werden auch folsäurebildende Darmbakterien zerstört. Sulfonamide hemmen die Folsäuresynthese der Darmbakterien.
  • Reizbarkeit, Vergesslichkeit, Depressionen: Sie können Symptome für einen schleichenden Folsäuremangel sein.
  • Schwangerschaft: Durch die Wachstumsprozesse des Embryos kommt es bei Schwangeren sehr häufig zu Folsäuremangelzuständen.
  • nächtliche Beinkrämpfe
  • Gicht (Gelenkentzündung infolge von Ablagerung harnsaurer Salze in den Gelenken): 3 X 5 – 10 mg Folsäure + 3 X 1 – 2 g Vitamin C täglich brachten in einigen Fällen Erfolge.
  • Stärkung des Immunsystems: Zusammen mit Vitamin B12 ist Folsäure wirksam bei der Infektabwehr, weil sie an der Bildung der Abwehrzellen (Lymphozyten) beteiligt ist.

Cobalamin besteht aus 4 Pyrrolringen mit einem zentralen Kobaltatom. Die Biosynthese kann von Bakterien, nicht jedoch von höheren Pflanzen und Tieren durchgeführt werden. Die Resorption des Cobalamins aus dem Intestinaltrakt ist an die Anwesenheit des ,,Intrinsicfaktors“ gebunden, der in der Magenschleimhaut produziert wird. Cobalamin und Folsäure ergänzen sich in ihrer Wirkung als Coenzyme bei der Einschleusung von Einkohlenstoffeinheiten in den Stoffwechsel. Bis zu 1 mg Vitamin B12 kann in der Leber gespeichert werden.

Bedarf:

Im Normalfall 10 Mikrogramm, in der Therapie bis 1OOO Mikrogramm / Tag (5 Mikrogramm RDA)

Indikationen:

  • Perniziöse Anämie: entsteht aufgrund mangelnder Cobalaminresorption (fehlender Intrinsicfaktor). Die cobalaminabhängige Erythrozytenreifung ist gestört.
  • Vergesslichkeit, Abgeschlagenheit, Depressionen
  • Einnahme der Antibabypille: Sie kam den Cobalamingehalt im Blut senken.
  • Diabetes mellitus
  • Alkoholismus: siehe „Niacin“

Stärkung des Immunsystems: siehe ,,Folsäure“

Die Pangamsäure (Gluconsäure-6-0-Dimethylaminessigsäure) steigert die Sauerstoffausnutzung in den Zellen und kann daher bei Krankheiten wie Rheuma, Angina pectoris und Migräne oft recht wirksam sein.

Bedarf:

Im Normalfall 5 mg, in der Therapie bis 150 mg / Tag

Biotin wird in vielen Mikroorganismen und Pflanzen synthetisiert. Es ist als Coenzym an Transcarboxylierungsreaktionen, also an der Energiegewinnung in den Zellen beteiligt. Ein Mangel ist selten, da die Intestinalflora genügend Biotin produziert. Durch das weitverbreitete Vorkommen wird der tägliche Bedarf auch durch die Nahrung gedeckt.

Bedarf:

150 – 200 Mikrogramm / Tag

Indikationen:

Meist nur im Rahmen des B-Komplexes verabreicht.