Das Prinzip dieser Methode ist so beeindruckend einfach und logisch, dass man sich wundert, warum sie bei uns in Europa erst jetzt stärker an Bedeutung gewinnt, in den USA ist sie bereits seit 1978 als offizielles Heilverfahren anerkannt. Der Begriff ,,orthomolekular” ist griechisch-lateinischer Herkunft und bedeutet so viel wie ,,richtige Moleküle”. Der amerikanische Nobelpreisträger Linus Pauling, der über viele Jahre als führender Vitaminforscher bekannt war, prägte diesen Ausdruck und definierte ihn 1968 in einem Artikel in der Zeitschrift ,,Science“ folgendermaßen: ,,Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind.”
Die richtigen Moleküle in der richtigen Menge sind also das Rezept für optimale Gesundheit. Mit diesen Molekülen sind Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und Fettsäuren gemeint, körpereigene Stoffe also, ohne die die vielen komplizierten Stoffwechselvorgänge in unserem Organismus nicht ablaufen können. Jetzt fragt man sich natürlich, wie man mit diesen Nährstoffen, die ja wesentliche Bestandteile unserer Nahrung darstellen, Krankheiten heilen will. Das Problem ist, dass die Therapien der Schulmedizin so fest etabliert sind, dass man sich gar keine Gedanken darüber macht, ob der Körper bei permanenten Kopfschmerzen wirklich nach dem 4 körperfremden Stoff Acetylsalicylsäure (Aspirin) verlangt. Was hier geschieht ist eine reine Symptombehandlung, die Ursache wird damit nicht behoben. Die orthomolekulare Medizin, die Dr. Bernhard Rimland (1979) etwas zu drastisch der toxikomolekularen (konventionellen) Medizin gegenüberstellt, legt den Schwerpunkt auf die Heilbehandlung mit Nährstoffen. Für diese Art von Arzneimitteln sind keine grausamen Tierversuche nötig, denn sie haben, da sie körpereigene Substanzen darstellen, so gut wie keine schädlichen Nebenwirkungen. Die Verdienste der Schulmedizin sind unbestritten sehr groß. Bei vielen Infektionskrankheiten zum Beispiel ist der Einsatz von Antibiotika unerlässlich, nicht umsonst ist die Lebenserwartung der Menschen so enorm gestiegen. Warum wird das körpereigene Immunsystem aber mit diesen Infektionen nicht fertig? Orthomolekularmediziner gehen davon aus, dass die Ursachen vieler Krankheiten in Nährstoffmängeln oder -ungleichgewichten zu suchen sind. Diese gilt es zu erkennen und durch Gaben entsprechender Nährstoffsupplemente (Nährstoffsupplemente stellen Arznei- formen dar, welche einen Nährstoff oder bestimmte Nährstoffkombinationen enthalten) zu behandeln, bzw. zu heilen.
Die Orthomolekularmedizin ist sicher nicht in jedem Fall eine Alternative zur Schulmedizin, auf jeden Fall kann man sie aber als sinnvolle Ergänzung betrachten.
Die Gründe für ihre Entstehung in den USA und Kanada liegen auf verschiedenen Ebenen. Schon früh erkannten Wissenschaftler, dass die schlechte Lebensmittelqualität in den USA und in anderen sogenannten zivilisierten Ländern sowie in Ländern, in denen schlechte Lebensmittelqualität mit der Zivilisation eingeführt wurde, die Gesundheit schwer schädigt. Massenherstellung von Nahrungsmitteln mit möglichst langer Haltbarkeit ist von der Lebensmitteltechnik auf billigste Art meist am leichtesten zu lösen, wenn große Nährstoffverluste in Kauf genommen und danach bestimmte Stoffe wieder hinzugefügt werden. Dies geschieht in den USA. Heute gehört ein Teil der amerikanischen Bevölkerung zu den qualitativ am schlechtesten ernährten Menschen auf der Erde. Die Folge ist eine rasante Zunahme der Zivilisationskrankheiten, auch bereits in jungen Jahrgängen, deren Behandlung Milliarden verschling. Das hat Forschungen nach den Ursachen dieser Krankheiten gefördert, so auch die Entstehung der Nährstoffwissenschaft: An gesunden, gut ernährten Versuchstieren haben Biochemiker künstlich Nährstoffmängel erzeugt und die dadurch entstehenden Krankheitsbilder durch Zugabe der entsprechenden Nährstoffe wieder geheilt. Die Ergebnisse wurden laufend in Fachzeitschriften veröffentlicht, aber zunächst wenig beachtet. Erst als Ärzte diese Versuche an Menschen durchführten und Erfolge erzielten, wurde das Interesse zunehmend größer. Diesbezügliche Literatur geht bis in die 30er Jahre zurück. In den 40er Jahren war die Referenzliteratur schon sehr zahlreich, und danach nahm sie laufend zu.
1975 gründete Linus Pauling mit einer Gruppe orthomolekular interessierter Ärzte in San Diego die „California Orthomolecular Medical Society”. Bei der Konferenz der ,,International Academy of Preventive Medicine“ in Kansas City, Missouri, wurde schließlich ein Gesetz unterzeichnet, wonach die Krankenversicherungen neben Schulmedizin auch Orthomolekularmedizinbehandlungen vergüten müssen. Damit waren die Methoden offiziell anerkannt.
Der schweizer Industrielle Lothar Burgerstein, der sich aus persönlichen Gründen seit mehr als 20 Jahren intensiv mit der Orthomolekularmedizin beschäftigt, hat bereits 1982 das erste deutschsprachige Buch zu diesem Thema auf den Markt gebracht. 1989 waren es in Deutschland trotzdem nicht mehr als ca. 300 Ätzte, die mit diesen Methoden arbeiteten.
1. Allgemeines zu den Nährstoffen und einige Beispiele für Wirkmechanismen
1.1 Vitamine
Vitamine sind für den Stoffwechsel von Mensch und Tier unentbehrliche (essentielle) organische Verbindungen, die vom Organismus nicht oder nur in ungenügendem Maße synthetisiert werden können. Deshalb müssen sie regelmäßig mit der Nahrung oder in Form von Zusätzen aufgenommen werden. In unseren Lebensmitteln sind sie in sehr unterschiedlicher Menge enthalten, und zwar als Vitamine oder als Vorstufe, sogenannte Provitamine, die im Körper in die entsprechenden Vitamine umgewandelt werden. Das bekannteste Beispiel ist das ß-Carotin, das auch als Provitamin A bezeichnet wird. Vitamin D3 dagegen kann in der Haut unter Einwirkung der UV-Strahlen des Sonnenlichts aus dem Provitamin Dehydrocholesterin, einem Stoffwechsel-zwischenprodukt, synthetisiert werden.
Vitamine spielen weder als Energielieferanten noch als Baumaterial für Körpersubstanzen eine Rolle, sondern erfüllen im Organismus vor allem katalytische oder steuernde Funktionen.
Die Einteilung der Vitamine erfolgt aufgrund ihrer unterschiedlichen Lösungseigenschaften: Fettlösliche Vitamine sind Retinol (Vitamin A), Calciferol (Vitamin D), Tocopherol (Vitamin E) und Phyllochinon (Vitamin K). Wasserlösliche Vitamine sind Ascorbinsäure (Vitamin C), Thiamin (Vitamin B1), Riboflavin (Vitamin B2), Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B51, Pyridoxin (Vitamin B6), Folsäure (Vitamin B9), Cobalamin (Vitamin B12), Biotin (Vitamin H, dem B-Komplex zugerechnet) und Pangamsäure (Vitamin B15). Als vitaminähnliche Wirkstoffe werden Inositol, Cholin und Para-Aminobenzoesäure (PABA) bezeichnet, die in den USA ebenfalls dem B-Komplex zugerechnet werden sowie Carnitin (Trimethylamino-ß-hydroxybuttersäure, Vitamin T).
Wasserlösliche Vitamine können im Körper so gut wie gar nicht gespeichert werden. Sie zirkulieren im Blut, sofern sie nicht zu Reaktionen in den Körperzellen gebraucht werden.
Fettlösliche Vitamine sind vorwiegend in fettreichen Nahrungsmitteln enthalten, werden nur bei intakter Fettverdauung und Fettresorption in ausreichender Menge aufgenommen und können im Körper, in der Leber und im Fettgewebe gespeichert werden. Aufgrund dieser Eigenschaften wurden die fettlöslichen Vitamine lange mit Vorsicht genossen, weil man Angst vor Schäden durch Überdosierungen hatte. Tatsächlich sind solche Schäden durch Vitamin E gar nicht bekannt, das Vitamin D ist nur als Vitamin D2 toxisch, das allerdings lange als Supplement verschrieben wurde. Es fördert nicht nur die Mineralisation des Knochengewebes, es entstehen auch gefährliche Calciumablagerungen in lebenswichtigen Organen (z.B. Nephrocalcinose), die in schweren Fällen zum Tode führen können. Das im menschlichen Körper und in den Nahrungsmitteln vorkommende D-Vitamin ist in der Hauptsache das Vitamin D3 (Cholecalciferol), bzw. seine Vorstufe, das 7-Dehydrocholesterin. In der Leber und in der Niere wird das dann hydrolysiert zu 1,25-Dihydroxycholecalciferol, der wirkungsstärksten Form von Vitamin D. Heute ist in Nährstoffsupplementen und Vitaminpräparaten ausschließlich das Vitamin D3 enthalten, das als nicht-toxisch bezeichnet werden kann. Bei Vitamin A kündigen sich Überdosierungen durch Kopfschmerzen an, das Provitamin ß-Carotin ist dagegen nichttoxisch, darum wird für hohe Dosierungen meistens das Provitamin verwendet.
Chemisch gehören die Vitamine zu verschiedenen Stoffgruppen und werden durch ihre Wirkung definiert. Nach ihren Funktionen lassen sie sich in zwei große Gruppen unterteilen: Die B-Vitamine und Vitamin K katalysieren als Bestandteile von Coenzymen den Metabolismus der Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Sie sind damit für jede lebende Zelle unentbehrlich, weil sie in grundlegende Vorgänge des intermediären Stoffwechsels eingreifen. Die Vitamine A, D, E und C hingegen sind erst auf einer höheren Differenzierungsstufe nachweisbar, wo die Erhaltung spezifischer Organfunktionen notwendig ist. Diese Vitamine sind hochspezialisierte Wirkstoffe, die an bestimmte Zell- und Organsysteme gekoppelt sind. Sie sind, außer Vitamin A, nicht Bestandeile von Coenzymen. Die Abhängigkeit von diesen Vitaminen findet sich in der Phylogenese erst im Bereich der höheren Wirbellosen, Vitamin D wird sogar nur von Wirbeltieren benötigt.
Vier bekannte schwere Krankheitsbilder sind vitaminmangelbedingt: Skorbut (Mangel an Vitamin C), Beriberi (Mangel an Vitamin B1), Pellagra (Mangel an Vitamin B3) und Rachitis (Mangel an Vitamin D).
Die ,,Recommanded Dietary Allowances“ (RDA), die wünschenswerten täglichen Dosen der einzelnen Vitamine (festgelegt vom „Food and Nutrition Board“ der ,,National Academy of Sciences“ in den USA, 1980) sind Durchschnittswerte, bei deren Aufnahme spezifische Mangelkrankheiten für die entsprechenden Vitamine verhindert werden sollen. Die individuellen Unterschiede im Vitaminbedarf (biochemische Individualität) sind dabei nicht berücksichtigt. In der Bundesrepublik Deutschland gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ,,Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr“ heraus. Für jedes Vitamin sind bestimmte RDA-Mengen festgelegt, nach denen in der Regel die Multivitaminpräparate zusammengesetzt sind. Wie die Untersuchungsergebnisse von Hoffer und Osmond (1960) zeigen – sie behandelten bislang unbehandelbare schizophrene Patienten mit Niacin (Vitamin B3) in Megadosen, also in sehr großen Mengen – eignen sich dieselben Vitamine zur Behandlung ganz anderer Krankheiten, . .- wenn sie in Megadosen verabreicht werden. Die Anwendung hoher Dosen von Vitaminen, die sogenannte Megavitamintherapie, ist ein wichtiges Verfahren in der orthomolekularen Medizin. Zum Beispiel lassen sich viele Krankheiten mit hohen Vitamin Dosen behandeln oder vermeiden (4 – 12 g / Tag statt 75 mg RDA, in extremen Krankheitsfällen bis 200 g). Die Primaten (Menschen, Menschenaffen), Meerschweinchen, Elefanten und einige Vogelarten sind übrigens die einzigen Wirbeltiere, die Vitamin C nicht selbst produzieren können. Vitamin C (Ascorbinsäure) ist an zahlreichen wichtigen biochemischen Reaktionen beteiligt. Sie ist zum Beispiel an der Antikörperbildung beteiligt und u.a. Bestandteil der Leukozyten. Da Ascorbinsäure auch an der Kollagensynthese beteiligt ist, beschleunigt es die Wundheilung und wird gebraucht um die Gewebe elastisch zu erhalten. Nicht nur Erkältungen lassen sich mit hohen Vitamin C-Dosen erfolgreich behandeln (oder sogar verhindern), sondern auch schwere Virusinfektionen, wie Grippe, Masern, Hepatitis, Herpes Simplex und Gürtelrose.
Vitamin C wirkt, ebenso wie die Vitamine A (ß-Carotin) und E, das Spurenelement Selen und bestimmte schwefelhaltige Aminosäuren, als Antioxidans, als sogenannter „Radikalfänger“. Freie Radikale sind instabile, extrem reaktive Teilchen, die im Körper einerseits bei normalen biochemischen Reaktionen entstehen, deren Bildung aber durch energiereiche Strahlung, durch Schadstoffe in der Luft und der Nahrung verstärkt wird. Sie oxidieren beinahe jedes Molekül, das ihnen begegnet. Als oxidierender Übeltäter kommt vor allem Sauerstoff in Frage. Normalerweise fängt er in den Zellen die Elektronen auf, die bei der Zellatmung als Energiespender dienen. So beladen, bildet er zusammen mit Wasserstoffionen Wasser. Jedoch kommt es auch vor, dass der Sauerstoff mit den Elektronen entwischt, bevor er zu Wasser verwandelt werden kann. Dabei entsteht aus ihm ein aggressives Radikal mit den erwähnten Eigenschaften. Es kann Kettenreaktionen auslösen, bei denen Zellmembranen ihre lebenswichtigen Eigenschaften einbüßen: Erythrozyten werden brüchig und die Endothelzellen der Blutgefäße geschädigt, was die Arteriosklerose begünstigt. Auch Nukleinsäuren, die das genetische Programm kodieren, gehen zu Bruch, und Proteine, die biochemische Prozesse steuern, verlieren ihre katalytische Fähigkeit. Als mögliche Konsequenz droht hier Krebs, ausgelöst durch ein verfälschtes Zellteilungsprogramm oder einen fehlgeleiteten Stoffwechsel. Auch das Altern könnte eine Folge des oxidativen Stresses sein. Die Vitamine C, E und ß-Carotin fangen die freien Radikale ab und unterstützen so körpereigene antioxidative Enzyme, die auf zellulärer Ebene arbeiten (Glutathion-Peroxidase, Superoxid-Dismutase, Katalase). Insgesamt wird die körpereigene Abwehr auf diese Weise gestärkt. Aufgrund der bereits angesprochenen Mangelernährung und aufgrund der in der heutigen Zeit erhöhten Schadstoffzufuhr ist es ratsam, die körpereigenen Radikalfänger durch hochdosierte Einnahme der Vitamine C, E, und ß-Carotin zu unterstützen.
Außer zur Prophylaxe eignen sich die Vitamine E und ß-Carotin, ebenso wie das Vitamin C, zur Behandlung unterschiedlicher Krankheiten. Die Palette der Anwendungsmöglichkeiten des ,,Augenvitamins“ A, bzw. des ß-Carotins, ist sehr vielfältig, zum Beispiel bei einigen Krebsarten (1 Mio. I.E. = internationale Einheiten, die RDA liegt bei 5.000 I.E), bei Akne (30.000 – 100.000 I.E., unter Umständen in Kombination mit Zink), bei Magen-Darm-Erkrankungen usw.
Vitamin E wird unter anderem bei der Behandlung von Schwermetallintoxikationen und primären Bindegewebserkrankungen eingesetzt. Bei der Duputyrenschen Kontraktur (Atrophie des Bindegewebes an der Handinnenfläche) zum Beispiel kann so manche Operation auf diese Weise vermieden werden (Steinberg 1951). Topische Anwendung ist angezeigt zur Vermeidung unregelmäßiger Narben oder Keloidbildung nach Verbrennungen, Verletzungen und chirurgischen Eingriffen.
Mit B-Vitaminen in Megadosen, entweder einzeln oder als B- Komplex, behandelt der Orthomolekularmediziner spezifische Stoffwechselstörungen, denn als Bestandteile von Koenzymen katalysieren die B-Vitamine wichtige biochemische Reaktionen im intermediären Stoffwechsel. Nach A. Davis ( ,,Let’s Eat Right to Keep Fit, 1971) sollen im Allgemeinen die Vitamine des B- Komplexes in dem Verhältnis zueinander genommen werden, wie sie im Körper vorhanden sind. Das sollte bei der Megadosentherapie unter Umständen berücksichtigt werden.
1.2 Mineralstoffe und Spurenelemente
Die meisten Vitamine sind schon länger erforscht, während mit der genaueren Untersuchung der Mineralstoffe und besonders der Spurenelemente erst in den letzten Jahren begonnen wurde. Es sind chemische Elemente, die für lebenswichtige Stoffwechselvorqänge im Organismus unentbehrlich sind und daher ständig zugeführt werden müssen, die aber nicht metabolisiert werden. Der Unterschied zwischen Mineralstoffen und Spurenelementen besteht im mengenmäßigen Vorkommen im Körper. Als Spurenelemente bezeichnet man die Mineralien, deren erforderliche Zufuhr unter 100 mg/Tag liegt. Alle Spurenelemente zusammen (Chrom, Eisen, Fluor, Germanium, Jod, Kobalt, Kupfer, Mangan, Molybdän, Nickel, Selen, Silicium, Vanadium, Zink und Zinn, die Bedeutung einiges anderer, wie z.B. Aluminium, Arsen, Barium, Gold, Rubidium, die im Blut ebenfalls nachweisbar sind, ist noch gar nicht erforscht) wiegen im Körper zusammen nur 8 – 9 g. Die Mineralstoffe, Calcium, Magnesium, Phosphor, Natrium, Kalium, Chlor und Schwefel, werden auch Mengenelemente genannt, wobei Calcium mit ca. 1.5 kg (99 % im Skelett und 1 % in den Körperflüssigkeiten und Geweben) den größten Anteil hat. Im Organismus haben sie keine einheitliche biologische Funktion. Sie dienen dem Aufbau, der Erhaltung und der ständigen Erneuerung von Knochen und Zähnen, sind u.a. an der Aktivierung von Enzymen beteiligt und sie sind verantwortlich für die Erregungsleitung im Nervensystem, für die Muskelfunktion, für eine konstante ionale Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten und für die Regulation des Wasserhaushaltes sowie als Elektrolyte für die Aufrechterhaltung eines konstanten osmotischen Druckes und pH-Wertes im Blut und den übrigen Körperflüssigkeiten.
Eisen, das von den Spurenelementen mengenmäßig mit 4 – 5 g den größten Anteil im Körper hat, ist in erster Linie Bestandteil von Hämo- und Myoglobin. Jod ist beim Aufbau des Schilddrüsenhormons, Fluor bei der Remineralisierung der Zahnoberflächen beteiligt. Die anderen Spurenelemente sind in erster Linie Bestandteile wichtiger Enzyme.
Unsere Versorgung mit Mineralien und Spurenelementen ist abhängig von deren Gehalt im Boden, da sie von dort über die Nahrungskette in unseren Körper gelangen. Durch die Überdüngung der Äcker werden allerdings die schwerer löslichen Elemente aus dem Boden ausgewaschen, da die Mineralien des Kunstdüngers die Bodenfeuchtigkeit an sich binden. Diese Verarmung der Äcker ist unter anderem ein Grund für unsere orthomolekulare Unterernährung. Ein weiterer Grund ist die ungleiche Verteilung der Mineralstoffe und Spurenelemente auf der Erde. Dies gilt besonders für die Spurenelemente, deren Wirksamkeit vielfach erst in den letzten Jahren bekannt geworden ist. Die Bundesrepublik gehört zum Beispiel zu den Regionen, die besonders selenarm sind, ähnliches gilt für Teile Chinas und Russland. Das dort endemisch auftretende „Kashin-Beck- Syndrom“, die spezielle Form einer degenerativen Gelenkerkrankung, die bereits Kinder und Jugendliche befällt, und die Keshan-Krankheit, eine Kardiomyopathie (Erkrankung des Herzmuskels), sind wahrscheinlich auf Selenmangel zurückzuführen.
Paracelsus Satz: „Es ist die Dosis, die das Gift ausmacht“ gilt für viele Spurenelemente, so auch für Selen. Es ist eines der giftigsten Elemente auf der Erde. In einigen Regionen der USA starben ganze Herden von Weidevieh, weil sie Gras von Böden gefressen hatten, die zu viel Selen enthielten. Erst in den 50er Jahren wurde langsam klar, dass Selen in winzigen Dosen eine ungeheure Bedeutung für unsere Gesundheit hat. So ist es erwiesen, dass es der Krebsprophylaxe dient, weil es die körperliche Abwehr stärkt, indem es am Aufbau der Glutathion-Peroxidase, einem wichtigen ,,Radikalfänger”-Enzym in den Erythrozyten, beteiligt ist. Bei der Synthese anderer Enzyme vom Typ der Radikalfänger sind übrigens auch Spurenelemente beteiligt: Superoxid-Dismutase enthält Kupfer, Zink und Mangan, das Enzym Katalase enthält Eisen und Kupfer.
Auch Zink ist ein Spurenelement von enormer orthomolekularer Bedeutung. Es ist Kofaktor für mindestens 12 Enzyme. Durch die Ausmahlung des Getreides zu weißem Mehl gehen bis 78 % Zink verloren (Kobalt 89 %, Mangan 86 %, Magnesium 85 %, Kalium 77 %, Phosphor 71 %, Eisen 76 %, Kupfer 68 %, Calcium 60 %, Molybdän 48 %, Chrom 40 %). Durch Zinksupplementierung werden Fehlgeburten und Missbildungen vermindert, toxische Metalle besser eliminiert, wird die Wundheilung beschleunigt und das Immunsystem gestärkt, um nur einige Punkte zu nennen. In Kombination mit den Vitaminen A und E und Selen oder nur in Kombination mit Vitamin A ist es ein wirksames Mittel gegen Akne. Zinksalbe wurde bei Hauterkrankungen schon von unseren Großmüttern erfolgreich eingesetzt. Die Zinkresorption wird allerdings von einigen Mineralien und Spurenelementen behindert. Daher sollten Zinksupplemente separat eingenommen werden.
Ein interessantes ,,neues“ Spurenelement ist Germanium, das bislang nur in der Elektronik eine Bedeutung gehabt hat. Der Japaner Dr. Asai, weckte in den 50er Jahren mit seiner Entdeckung, das Germanium in fast allen Nahrungsmitteln, in vielen Aminosäuren, Heilpflanzen und Heilwässern enthalten ist, das Interesse alternativer Krebstherapeuten, als bekannt wurde, dass auch ein bei der Therapie verwendeter Pilz (Trametes cinnabarina) besonders hohe Germaniumkonzentrationen aufweist. In vielen europäischen Kliniken wird seitdem Germanium bei der Krebsbehandlung und zur Verhindern von Metastasen eingesetzt. Es stimuliert die körpereigene Interferonbildung und aktiviert das Immunsystem. Es bindet Wasserstoffionen im Blut und sorgt durch die Erniedrigung des pH-Wertes dafür, dass das Hämoglobin den Sauerstoff im Gewebe leichter abgibt. Germanium ist in der Lage Schwermetalle wie Cadmium und Quecksilber schneller aus dem Körper zu eliminieren und es besitzt einen natürlichen schmerzstillenden Effekt.
1.3 Aminosäuren
Die Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine, die am Aufbau aller Gewebe und unentbehrlicher Wirkstoffe (z.B. Enzyme, Hormone) beteiligt sind. Die Unterschiede zwischen den vielen tausend Proteinen liegen darin, dass sie aus verschiedenen Kombinationen der Aminosäuren, 22 an der Zahl, zusammengesetzt sind. Wir nehmen die Aminosäuren in Form von Nahrungsproteinen zu uns, die im Magen-Darm-Trakt in Aminosäuren zerlegt werden, die ihrerseits in den Zellen zu körpereigenen Proteinen synthetisiert werden. Der ständige Wechsel von Anabolismus und Katabolismus erfordert eine regelmäßige Zufuhr von Proteinen. 14 der 22 Aminosäuren kann der Körper selbst aus anderen Aminosäuren, Fetten und Zucker aufbauen, 8 von ihnen sind essentiell, sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Um relativ sicher zu sein, dass mit der Nahrung alle essentiellen Aminosäuren aufgenommen werden, wird pro kg Körpergewicht 1/2 g reines Protein benötigt. Die 8 essentiellen Aminosäuren sind Leucin, Isoleucin, Lysin, Methionin, Phenylanalin, Threonin, Tryptophan und Valin. Sie gewinnen als Heilmittel immer größere Bedeutung. In den USA gibt es sie als Nährstoffsupplemente schon lange in Reformhäusern zu kaufen. Tryptophan ist zum Beispiel bei Einschlafstörungen zu empfehlen, Methionin gilt als natürliches Antihystaminikum, Lysin wirkt bei Herpes-Virusinfektionen, Phenylanalin wirkt als natürliches Schmerzmittel, indem es den Abbau von Endorphinen vermindert, um nur jeweils eine Indikation zu nennen. Die meisten essentiellen Aminosäuren verfügen über ein mehr oder weniger großes Wirkspektrum.
Neben den essentiellen sind auch viele nichtessentielle Aminosäuren von orthomolekularer Bedeutung, so wirkt zum Beispiel Cystein bei Veränderungen von Haut, Haaren und Nägeln, Glutamin hat sich bei der Therapie von Alkoholismus bewährt und Taurin, das beim Abbau von Cystein entsteht, wirkt u.a. bei hohem Blutdruck und bei Herzrhythmusstörungen[1].
1.4 Fettsäuren
Das Fett, das wir zu uns nehmen, wird ebenfalls im Darm in seine Bestandteile zerlegt, in Glycerin und Fettsäuren. Im Blut werden die Fettsäuren wieder mit dem Glycerin verbunden und zu den Bestimmungsorten transportiert. Fettsäuren sind wichtige Energielieferanten und wesentliche Bestandteile von zellulären Membranen.
Es gibt zwei Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Diese essentiellen Fettsäuren heißen Linolsäure (18:2) und Alpha-Linolensäure (18:3) und sind zwei mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit je 18 C-Atomen und zwei bzw. drei Doppelbindungen. Diese beiden Verbindungen stellen die Ausgangsfettsäuren für zwei große Fettsäurefamilien dar: die Omega-6- und die Omega-3-Fettsäuren, die sich nicht nur durch die Position der Doppelbindung unterscheiden, sondern die in unserem Stoffwechsel vollkommen unterschiedlich metabolisiert werden.
Die Omega-6-Fettsäuren sind überwiegend in pflanzlichen Ölen enthalten. Aus der Linolsäure (18:2) wird im Körper über die Gamma-Linolensäure (18:3) durch das Enzym Desaturase sowie durch Kettenverlängerung die Arachidonsäure (20:4) synthetisiert, die unter anderem bei der Prostaglandinsynthese beteiligt ist. Prostaglandine sind beispielsweise die initialen Substanzen, um im Körper eine Entzündungsreaktion zu starten, d.h. die körperliche Abwehr zu aktivieren.
Die Omega-3-Fettsäuren sind überwiegend in Kaltwasserfischen enthalten (z.B. Lachs, Makrele, Hering). Obwohl unser Körper die beiden hochungesättigten Fettsäuren, die Docosahexaensäure (22:6) und die Eicosapentaensäure (20:5) aus der gemeinsamen Vorstufe Alpha-Linolensäure (18:3) herstellen kann, werden jedoch in Konkurrenz zu den Omega-6-Fettsäuren Omega-3-Säuren kaum desaturiert. Daher ist es notwendig, die bereits desaturierten Endglieder aufzunehmen. Die in Kaltwasserfischen in hohen Konzentrationen enthaltende Eicosapentaensäure (20:5), wird als Supplement bereits schon länger im Handel angeboten.
Die Omega-3-Fettsäun erhöhen die Flexibilität der Zellmembranen und vermindern die Blutviskosität. Die Folgen sind eine bessere Sauerstoffversorgung der Gewebe und eine Verminderung der Thrombosegefahr (Verminderung des Herzinfarktrisikos).
2. Der Einfluss der Ernährung
Ein reibungsloses Funktionieren der vielfältigen Stoffwechselvorgänge im Organismus ist in erster Linie abhängig von der ausgewogenen Zufuhr energieliefernder (Aminosäuren, Fettsäuren) und nicht-energieliefernder (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) essentieller Nährstoffe, wobei die mangelnde Zufuhr der einzelnen Bestandteile bekanntlich zu spezifischen Mangelerkrankungen führt. Einige essentielle Nährstoffe haben jedoch zusätzlich die Funktion, den Organismus vor der Einwirkung schädigender Einflüsse aus der Umwelt abzuschirmen. In diesem Zusammenhang wurde der Wirkmechanismus der antioxidativen Vitamine A bzw. ß-Carotin, E und C sowie der Spurenelemente Zink, Mangan, Eisen, Kupfer und besonders Selen als Bestandteile der körpereigenen antioxidativen Metalloenzyme bereits im Kapitel 2.1 („Vitamine“) bzw. 2.2 („Mineral- Stoffe und Spurenelemente”) beschrieben. Die Zellmembranen werden vor dem Angriff freier Radikale geschützt. Dieser Zellschutz steigert die körpereigene Abwehr, denn die Integrität der Körperzellen ist für den ungestörten Ablauf der Reaktionen im intermediären Stoffwechsel unerlässlich.
Auch die Funktion der eigentlichen körperlichen Abwehr, des Immunsystems, das den Organismus vor dem Eindringen z.B. von Bakterien und Viren schützt, ist von der Anwesenheit essentieller Nährstoffe abhängig. Man unterscheidet hierbei ein in seinen Mechanismen relativ einfaches unspezifisches Abwehrsystem und ein hochentwickeltes spezifisches Abwehrsystem. Unspezifisches und spezifisches Immunsystem werden jeweils von Zellen (zellvermittelte Immunität) als auch von löslichen Molekülen (humorale Immunität) getragen.
Die zellulären Elemente des unspezifischen Abwehrsystems bilden vor allem die neutrophilen und eosinophilen Granulozyten sowie die Monozyten und die Gewebsmakrophagen, die eingedrungene Krankheitserreger (Fremdkörper) durch Phagozytose und intrazellulären enzymatischen Abbau unschädlich machen.
Das spezifische Abwehrsystem, das eigentliche Immunsystem, wirkt im Gegensatz zum unspezifischen Abwehrsystem auf sehr differenzierte Weise. Es versetzt den Organismus in die Lage, körpereigene von körperfremden Substanzen (Antigene) zu unterscheiden und gegen diese spezifische Abwehrstoffe (Antikörper bzw. Immunglobuline) und Abwehrzellen (B- und T-Lymphozyten) zu bilden. in den Körper eingedrungene Antigene und vom Körper gebildete Antikörper reagieren miteinander in Form einer Antigen-Antikörper-Reaktion. Diese Reaktion ist spezifisch, da jedes Antigen die Bildung eines ihm eigenen Antikörpers erzeugt, der lange Zeit, mitunter jahrzehntelang, im Körper wieder gebildet werden kann. Er verleiht dem Organismus Immunität gegen das betreffende Antigen.
Die Zellen des spezifischen Abwehrsystems sind immunologisch kompetente B- und T-Lymphozyten, die im Knochenmark gebildet werden und sich anschließend in den lymphatischen Organen (z.B. Lymphknoten, Milz, Thymus) ansiedeln. Während die B-Lymphozyten nach neueren Vorstellungen bereits unter dem differenzierenden Einfluss des Knochenmarkes („B“ wie bone marrow) geprägt werden, erlangen die T-Lymphozyten Ihre Immunkompetenz im Verlauf Ihrer Wanderung durch den Thymus, darum T-Lymphozyten.
B- und T-Lymphozyten tragen an ihrer Zelloberfläche Rezeptorproteine, mit denen sie Antigene hochspezifisch erkennen und binden können. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Immunantwort. Während die B-Lymphozyten Vorläufer der Zellen sind, die Antikörper (Immunglobuline M, A, G, D und E) bilden und sezernieren, wirken die T-Lymphozyten innerhalb der zellulären Immunantwort in Form von Regulatorzellen (Helfer- und Suppressorzellen) oder als zytotoxische Zellen, die fremde Zellen (z.B. Transplantatzellen), Tumorzellen oder virus- infizierte Zellen in direktem Kontakt zerstören.
Vitamin C wirkt z.B. auf Antikörperproduktion und Lymphozytenfunktion. Vitamin B6 beeinflusst sowohl die zellvermittelte als auch die humorale Immunität und Pantothensäure die Antikörperproduktion. Folsäure und B12 sind an der Transformation von T- und B-Lymphozyten beteiligt. Vitamin A und ß-Carotin spielen eine Rolle bei der Funktion sowohl der Makrophagen als auch der Lymphozyten, Vitamin E und Selen stimulieren die Antikörperproduktion, Eisen scheint einen Einfluss auf die Proliferationsrate der Lymphozyten auszuüben und Zink besitzt eine Wirkung auf die Aktivität der Makrophagen. Einige Wechselbeziehungen zwischen Nährstoffen und Immunsystem stützen sich allerdings zunächst auf Ergebnisse aus Tierversuchen.
Auch die ausreichende Zufuhr essentieller Aminosäuren ist zur Aufrechterhaltung der humoralen und zellulären Abwehr not- wendig, da die Regulation der immunologischen Funktion letztlich von der Verfügbarkeit freier Aminosäuren für die Proteinbiosynthese abhängt.
3. Das Problem der modernen Ernährung
Unsere Vorfahren waren vorwiegend Jäger und Sammler, wahrscheinlich vorwiegend Sammler, wenn man davon ausgeht, dass sich das Jagen, in Ermangelung effektiver Waffen, ungleich schwieriger gestaltete. Noch zu Cäsars Zeiten ernährte man sich auf diese natürliche und ausgewogene Art und Weise: viel pflanzliche Kost, wenig Fleisch. Der Stoffwechsel hatte sich schließlich in einem langen, mehr als 1 Mio. Jahre dauernden phylogenetischen Prozess auf diese Art der Ernährung eingestellt. Erst mit der industriellen Revolution begann das Ernährungsdesaster: Raffinierter Zucker und weißes Mehl konnten nun industriell und billig hergestellt werden. Sie wurden Symbole für gutes Leben und Wohlstand, denn vorher waren sie, aufgrund der hohen Preise, den Reichen vorbehalten. Kein Tier würde sich freiwillig so viele leere Kalorien zuführen, wie wir es seitdem tun. Unser Organismus kann sich in einem entwicklungsgeschichtlich so kurzen Zeitraum auf derartig veränderte Ernährungsgewohnheiten noch gar nicht eingestellt haben, denn Veränderungen der Erbsubstanz vollziehen sich in winzigen Schritten in Jahrtausenden. Der Stoffwechsel wird sich auch kaum auf die Zufuhr großer Mengen von Leerkalorien einstellen können, denn durch sie wird die Aufnahme der für die Erhaltung der Körperfunktionen wichtigen hochwertigen Nährstoffe – Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Amino- und Fettsäuren – zwangsläufig reduziert.
Durch die Ausmahlung des Getreides werden Keime und Schalen und mit ihnen fast alle B-Vitamine, Vitamin E, viele Mineralstoffe und Spurenelemente (Kobalt, Mangan, Magnesium, Zink, Kalium, Phosphor, Eisen, Kupfer, Calcium, Molybdän und Chrom), wichtige Amino- und Fettsäuren entfernt. Was übrigbleibt ist reine Stärke, ein Energiespender zwar, aber ohne ernährungsphysiologischen Wert.
Mit dem Zucker verhält es sich noch etwas anders, denn auf große Zuckermengen ist unser Stoffwechsel nicht eingestellt. Die Hauptkohlenhydratquelle ist Stärke, die aufgrund ihrer Molekülstruktur (Polysaccharide) nur langsam abgebaut wird. Zucker (Saccharose) hingegen wird viel schneller abgebaut, weil die Moleküle wesentlich kleiner sind (Disaccharide). Wir konsumieren also zu viel Saccharose, die zu schnell, in Form von Glucose und Fructose, im Blut verfügbar ist. Als Folge davon produziert die Bauchspeicheldrüse viel zu viel Insulin auf einmal, um den Blutzuckerspiegel zu senken und auf diese Weise die Umwandlung von Zucker in Fett, bzw. in Glycogen einzuleiten. Im Blut aber herrscht akuter Zuckermangel, der Abgeschlagenheit und Gereiztheit zur Folge hat. Kurzfristige Abhilfe schafft in dem Falle erneute Zuckerzufuhr, langfristig erreicht man damit jedoch einen Zustand permanenter Hypoglykämie, ein Krankheitsbild mit chronischem Blutunterzucker. Orthomolekular lässt sich dieser Status fürs Erste mit gezielten Gaben bestimmter Mineralien und Spurenelemente sowie Vitaminen, besonders des B-Komplexes, behandeln, die beim Zuckerstoffwechsel eine wichtige Rolle spielen und an denen es uns, aufgrund unserer Mangelernährung, sowieso fehlt. Langfristig sollte man natürlich an eine sinnvolle Umstellung der Ernährung denken.
Ein weiteres Problem im Zuckerstoffwechsel bringt eine andere Eigenart des Saccharosemoleküls: Das Disaccharid Saccharose ist aus 2 Monosacchariden zusammengesetzt, aus Glucose und Fructose. Die ursprüngliche Kohlenhydratquelle ist aber Stärke, und die besteht aus Glucosemolekülen. Wir können zwar geringe Mengen Fructose verwerten, denn Saccharose ist ja auch Bestandteil von Früchten und Honig, aber durch die großen Zuckermengen, die heute aufgenommen werden, hat sich der Fructoseanteil um das ca. 10-fache erhöht. Man nimmt an, dass hier der Schlüssel zu vielen Krankheiten liegt (Linus Pauling’s Vitaminprogramm, Bertelsmann). So hat der Japaner Yudkin in seinem Buch „Sweet and Dangerous” (1972) die Ergebnisse langjähriger Untersuchungen zusammengefasst, die sich unter anderem mit dem Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und koronarer Herzerkrankung befassen. Danach ist nicht der reichliche Verzehr tierischen Fettes für einen hohen Cholesterinspiegel verantwortlich, sondern der übermäßige Saccharosegenuss. Es ist eine Tatsache, die immer noch nicht zur Kenntnis genommen wird, denn sie widerspricht immer noch der öffentlichen Meinung.
Zucker verbirgt sich überall, nicht nur in Süßigkeiten und Cola, sondern auch z.B. in Ketchup (30 %), Salatsoßen und sogar in Wurst.
Diese Art von Ernährung, zusammen mit dem steigenden Konsum minderwertigen, massenhaft produzierten Fleisches von zwangsläufig kranken Tieren und die ständig wachsende Schadstoffbelastung sind wesentliche Gründe für die Aktualität der orthomolekularen Medizin.
Danke für diesen tollen Beitrag zum Thema Orthomolekulare Medizin. Ich bin über meine Nährstoffgehalte, wie Sie hier auch schreiben, mit der Materie in Kontakt gekommen. Es ist wahnsinn, wie viel der allgemeine Gesundheitszustand von solchen Nährstoff-Werten abhängen kann und wie viel man aktiv tun kann.
Ich bin durch ein Gespräch mit einer Bekannten auf die orthomolekulare Medizin gestoßen und wollte etwas mehr darüber erfahren. Ich wusste gar nicht, dass dies eine Recht junge Strömung aus den 60er und 70er Jahren ist. Ich finde es gut, dass die Ernährung hier so eine zentrale Rolle spielt.